Liebe Käferchen...

Liebe Käferchen,

ich habe das Gefühl ich müsste euch schreiben. Ich mache mir Sorgen um euch. Ja, wahrscheinlich würde das bis zu eurem 18. Lebensjahr und auch darüber hinaus nicht aufhören, aber gerade macht ihr es mir nicht leicht. Fühlt ihr euch nicht wohl? Nicht geliebt? Nicht genug beachtet? Wisst ihr, es fällt mir wirklich schwer, den Kontakt mit euch intensiver aufzunehmen, ich habe einfach Angst, dass ihr gar nicht mehr da seid. Vielleicht ist das Selbstschutz, aber ihr seid willkommen. Und das sowas von.

Nun sehe ich seit zwei Tagen hellrotes Blut. Nicht viel, aber es ist da. Und es reicht, dass ich mir noch mehr Sorgen mache. Ist bei euch alles gut? Ich bitte euch, bleibt doch bei mir. Noch ein Weilchen. Für immer. Das wäre mir lieb. Was soll ich tun? Warum ärgert ihr mich? Habe ich das verdient, weil ich immer so vorlaut bin? Ja klar, man darf mir schonmal einen kleinen Schrecken einjagen, aber reißt mir bitte nicht wieder das Herz heraus.

Meine App sagt, heute bin ich bei 4+0, also 5.SSW. Wow! Das klingt viel. Seit zehn Tagen seid ihr nun bei mir. Und ich möchte nicht mehr ohne euch leben. So groß wie Mohnkörner könntet ihr jetzt schon sein und das wünsche ich mir so. Ihr seid willkommen. Alle beide. Mir ist es auch egal, wenn ich im Zelt wohnen muss oder was auch immer, ich habe tolle Menschen um mich, die mich schon unterstützen werden. Ich habe Angst liebe Käferchen, dass eines von euch sich nun schon verabschiedet oder bereits gegangen ist. Oder beide. Ich liebe euch so sehr, auch wenn ich nicht weiß, ob es euch überhaupt (noch) gibt.

Bitte haltet durch, bleibt bei mir. Ich möchte am Freitag eine schöne Nachricht erhalten, in unserer Familie gab es die letzten Wochen genug Hiobsbotschaften und Krankenhausaufenthalte. Jetzt wäre doch wirklich mal eine gute Nachricht dran. Wir haben so um euch gekämpft, ich habe so aufgepasst. Ihr seid herzlich willkommen. Bitte stoppt das Blut und kuschelt euch ganz fest ein. Wir erwarten euch.

In Liebe, Mama und Papa.