Beschreibung

Der lange und beschwerliche Weg zum Wunschkind

Sonntag, 18. Januar 2015

Update 2015





Was soll ich sagen? Da bin ich wieder!
2014 hat uns ja kein Glück gebracht. Nicht im Hinblick auf den Kinderwunsch und auch sonst war es eher mäßig. Die Reha hat mir überaus gut getan, ich habe viel über mich gelernt und ich möchte euch etwas daran teilhaben lassen.

2015 soll nun alles besser werden. Leider hat man ja doch immer wieder große Erwartungen an ein neues Jahr. Was soll ich sagen? Die erste Woche war mehr als bescheiden, da hat sich im Freundeskreis so einiges verändert. Alles neu sortiert. Vorallem weniger ist es geworden, aber so ist das nunmal. Man merkt eben erst in Krisenzeiten, wer wirklich hinter einem steht und einen vorallem versteht. Dann habe ich sehr viel gearbeitet. Zu viel wie sich herausstellte. Auch das soll sich ändern. Nein sagen wird die neue Devise und das ist auch gefragt bei uns, sogar erwünscht.

Aber was ist jetzt mit dem Kinderwunsch? Nunja, die Pause geht weiter. Das hat mehrere Gründe, die ich jetzt mal aufliste.

Grund 1: Medikamente
In der Reha wurde ich medikamentös eingestellt. Obwohl meine Medikamente auch Mittel der Wahl während einer Schwangerschaft wären, so stehen sie dennoch in der Kritik bzw es gibt halt kaum Forschungen, wie sie sich auswirken. Das heißt, bei Eintreten einer Schwangerschaft müsste ich die Dosis verringern, ich müsste engmaschiger betreut werden, mehr Untersuchungen sind notwendig, damit die optimale Entwicklung des Kinder gewährleistet ist. Zur Sicherheit dürfte ich nur in einer Klinik mit Neonatalogie entbinden, da das Kind evtl Entzugserscheinungen in den ersten Tagen haben könnte. Alles sei nicht so dramatisch, müsse aber beobachtet werden. Wir verhüten weiterhin nicht, ich bin mir des Risikos bewusst und kann mich darauf einstellen. Eventuell werde ich auf ein anderes Medikament umsteigen, falls es da ein "sichereres" gäbe.

Grund 2: Heile Welt Syndrom
Mir wurde klar, dass ein Kind momentan einfach nur Seelenfüller wäre. BRAUCHE ich das Kind oder kann ich mir selbst genügen? Muss es nur das Loch der Einsamkeit füllen? Mir eine Aufgabe geben, weil mir sonst langweilig wäre? Will ich nur der Gesellschaft entsprechen? Muss ich meine Pläne auf Biegen und Brechen durchsetzen, nur damit ich wieder was auf meiner To Do Liste abhaken kann? Das wäre wohl äußerst egoistisch okay, Kinderwunsch ist immer egoistisch, aber in meinem Fall ist der Egoismus nicht wirklich gesund in Hinblick auf genau dieses Thema und nicht fair. Mich holt auch immer wieder diese Versagenangst ein, dass ich es ja doch nicht schaffen würde, ich bin immerhin noch nicht 100% Belastungsfähig, würde ich mich überfordern? Das sind zu viele offene Fragen, die ich erstmal für mich klären will. Ja, ich wünsche mir ein Kind oder mehr aber MUSS es sein oder KANN ich mir im Notfall auch selbst genügen? Ist ein Paarleben nicht vielleicht auch erfüllend? Ich kann die heile Welt eh nicht rekonstruieren, es läuft doch selten was perfekt. Und wer bekommt dann die Schuld, wenn alles nicht so läuft, wie erträumt? Nein, das will ich nicht.

Grund 3: Kosten
Ich wollte ein Ergometer Fahrrad. Mein Mann eine Surround Anlage. Wir möchten in den Urlaub fliegen. Ich möchte ein neues Sofa. Alles fürs Wohlbefinden. Ziemlich materialistisch, ja, aber wir gehen dafür beide hart arbeiten und am wichtigsten ist für mich gerade ein Nest, ein sicherer Ort, an dem ich mich wohlfühlen kann. Wenn ich es nicht kann, dann kann es auch niemand anderes. Und das kostet. Eine Kinderwunschbehandlung, die keine Möglichkeiten auslässt kostet uns aber auch mal locker nen Tausender an Privatleistungen. Und ganz ehrlich, ich bin noch nicht bereit, sie zu investieren. Wir haben viel Geld "verloren" in den negativen Versuchen. Das ist ärgerlich, wenn man es ganz nüchtern betrachtet. Verurteilt mich nicht, es bringt einfach nichts, wenn man das Sparschwein schlachtet und dann am Ende nichts mehr zum Leben und das heißt zum guten Leben ohne Verzicht übrig ist. Ein Kind kostet auch viel. Ich will ihm etwas bieten. Das Polster soll erstmal aufgefüllt werden.

Grund 4: Körperempfinden
Ich lerne gerade meinen Körper wieder zu akzeptieren. Ich muss erstmal Frieden schließen. Das ändern, was ich ohne Qualen schaffe. Meine Erwartungen müssen herabgesetzt werden. Die Psyche fordert mich sehr, mein Körper muss warten, aber weiter bei Laune gehalten werden. Eine langsame Heranführung an ein gesundes Leben. Aber nur so viel, wie ich auch schaffen kann. Eine Hormonbehandlung mit Spritzen usw ist wieder ein Eingriff in meinen Körper. Ich kann es nicht kontrollieren und das ist nicht gut. Ich fange dann wieder an die Signale fehlzudeuten und das schmerzt. Das möchte ich gerade nicht. Ich weiß auch immer nur so ungefähr, an welchem Zyklustag ich mich befinde. Ich mache keine Ovus, nichts. Mein Zyklus ist einigermaßen regelmäßig, so dass ich zumindest immer weiß, dass ich die erste Monatswoche dann lieber Tampons dabeihabe, aber mehr möchte ich gerade nicht. Keine Temperatur, keine Ovus auch wenn ich nen Haufen wiedergefunden habe beim Aufräumen kein Sex nach Plan. Nur nach Lust. Mein Körper nicht als Maschine sehen, sondern ihm das geben, was er braucht und das, was ich will. Wieder Paar sein ohne Erfolgsdruck.

Unser Behandlungsplan läuft am 01.02.2015 ab. Das hat mich immer verängstigt, aber was solls. Ich kann ja jederzeit wieder in die Klinik gehen, die Behandlung nochmal durchkauen ist ja jetzt ein alter Hut, der keine Angst mehr macht und dann zur Krankenkasse fahren und weiß, dass ich direkt nach 5 Minuten den Stempel für ICSI 3 in der Hand hätte. Was soll also die Panik? Eizellen, achja, da war ja was. Ja ich kann es ja eh nicht ändern. Und auch Panik jetzt noch schnell schnell die Legehenne spielen, nee darauf habe ich keine Lust. Ein Kind soll eine bewusste Entscheidung sein. Gerade jetzt bewusster denn je. Zumindest wenn ich es ja planen kann/muss.

Ich habe noch einiges vor. Es laufen Bewerbungen, mein Leben kann sich also beruflich auch nochmal ändern. Ich möchte dieses Jahr am liebsten zum ersten Mal fliegen. Meinen 30. Geburtstag will ich auch nochmal besonders schön feiern, nur mit den Liebsten und ganz so, wie ICH es mag. Also stresst es mich nicht.

Und mal ganz ehrlich, wenn ich keine Eizellen mehr übrig habe, nicht mal eine einzige, dann kann ich es sowieso nicht ändern und da nutzen auch keine Selbstvorwürfe. Dann muss ich abschließen. Und dann muss ich schauen, wie ich eine erfüllte Ehe führen kann als kleine Familie eben ohne Kind. Ob eine Adoption da noch in Frage kommt, dass muss ich dann sehen. Im Moment ist diese Option erstmal nach hinten gerückt.

Ich werde spüren, wann es so weit ist. Vielleicht im Frühjahr, im Sommer oder erst 2016. Vielleicht auch gar nicht, ich kann und will mich da noch gar nicht festlegen. Der dritte Versuch sollte aber der Abschluss sein. Es wird keine selbst finanzierte ICSI geben. So viel steht fest.

Schwangerschaftsmeldungen und Babyfotos machen mich zwar teilweise noch traurig, aber die Freude für die (werdenden) Eltern überwiegt. Und es ist okay auch mal ein Tief zu haben, das gehört eben zu mir. Wichtig ist nur, dass man Wege und Möglichkeiten findet, dort auch wieder herauszukommen.

Hier wird es wohl ruhiger. Aber das Buch ist nicht zu. Es wird weiterhin Gedanken zum Kinderwunsch geben. Und auch immer Mal Hoffnungsschimmer, Untersuchungen usw. Wir verhüten nicht. Mein Körper will eh nicht von allein schwanger werden und wenn doch, umso besser, dass er sich umentschieden hat und dann bereit ist. Dann bin ich es auch.

Bis dahin wünsche ich euch eine gute Zeit. ;*