Beschreibung

Der lange und beschwerliche Weg zum Wunschkind

Dienstag, 19. Mai 2015

Falsche Rücksicht





Ich muss einfach nochmal was loswerden. In letzter Zeit begegnet es mir öfter, dass mich Freunde "schonen" wollen. Das heißt, ich erfahre als letztes, wenn jemand schwanger ist oder bekomme keine Baby Infos oder Fotos mehr.

Die Begründung ist einfach, sie wollen mich nicht verletzen. Sie sind unsicher, ob sie ihr Glück mit mir teilen dürfen, wo ich doch so einen schweren Weg gehen muss. Ich kann es ein Stück weit auch nachvollziehen, man spricht ja auch jemand schwer kranken nicht ständig auf die Krankheit an oder wenn jemand einen Menschen verloren hat, dann mag man demjenigen das auch nicht ewig wieder vor Augen bringen. Aber das Schweigen wird dann leider oft als Desinteresse wahrgenommen. Ich fühle mich irgendwie nicht mehr dazugehörig, ich bin krank denn Kinderlosigkeit gilt als Krankheit, auch wenn das seltsam klingt und dazu habe ich Depressionen, bin also doppelt gebeutelt und gerade dieses "reden wir nicht darüber" verschlimmert die Situation.

Ich glaube, das ist niemandem bewusst. Die Vorsicht ist also verletzender als die Tatsache, dass jemand ein Kind hat/bekommt etc. Ich möchte deswegen einfach an meine Freunde appellieren, auch wenn ich vielleicht oft im ersten Moment keine Luftsprünge mache, wenn ihr mir von einer Schwangerschaft berichtet, so erfreue ich mich doch sehr, wenn ich an eurem Glück teilhaben kann. Ich liebe Kinder und bin gern mit ihnen zusammen, ohne dass ich ständig denke "och mensch, ich will das auch, warum bekomme ich kein Kind?". Klar sind die Gedanken da, aber ich weiß inzwischen gut damit umzugehen und genieße die Zeit mit euch und euren Kindern. Und auch Fotos sind für mich niemals ein Problem. Im Gegenteil, so kann ich an der Entwicklung eurer Würmer teilhaben.

Und auch ihr dürft euch bei mir auslassen, wenn es wieder einen Schub gibt, die Kita streikt, der Knirps euch auf Trab hält, Kinderärzte blöd sind oder der Papa eigentlich mehr machen sollte. Das ist normal und ich möchte auch, dass mit mir normal umgegangen wird. Ich war und bin sehr offen was die Unfruchtbarkeit angeht und manchmal denke ich, habe ich damit eher geschadet. Vorallem euch, die ihr nun unsicher seid, was ihr mir zumuten könnt. Aber lasst euch gesagt sein, wenn es mir zu viel wird, so werde ich euch ehrlich darauf hinweisen und ich glaube, dann könnt ihr mich gut verstehen. Und bitte, wenn ihr ein Kind plant, dann weiht auch mich ein, denn der Schlag, wenn ich es erst "als letzte" oder "spät" erfahre sitzt meist tiefer, als wenn ich mich mit dem Gedanken anfreunden kann.

Liebe Freunde, auch wenn ihr euch hier wiederfindet und mich geschont habt, so seid euch sicher, dass ich euch nicht böse bin. Ich glaube, das sind einfach Welten, und mit denen muss man auch erstmal umgehen können. Ich bin Patentante voller stolz und passe gern mal auf die Knirpse auf! Also fragt mich ruhig. Auch durch meine pädagogische Ausbildung sind Kinderthemen jederzeit erwünscht und es macht mich stolz, wenn man mich um Rat fragt. Also tut es, wenn euch danach ist.